Akupunktur

Tiefenwirkung durch Reizung der Hautoberfläche

Einleitung
Akupunktur ist eine besondere Untersuchungs- und Behandlungsmethode. Unter Akupunktur versteht man die Kunst, durch Reizung ausgezeichneter Hautareale ("Akupunkturpunkte") therapeutische Wirkungen auszuüben. Die Punkte werden durch Nadeln, Laser- oder anderen Lichtstrahl, durch Wärme (Moxibustion) oder durch Reizstoffe wie Konfetti-großes Kantharidenpflaster ("Kanthariden-Punktur") oder Medikamenten-Injektionen gereizt. Durch Reizung der Hautoberfläche wird Tiefenwirkung erreicht.


Übersicht:
•  Indikationen
•  Akupunkturpunkte
•  Die Wirkung der Akupunktur und die Westliche Herangehensweise
•  Der Nogier-Reflex



Indikationen
Das ist ein phantastischer Gedanke. Er hat sich seit Jahrtausenden bewährt. Hauptindikationen sind Schmerzsyndrome jeglicher Art, ob es sich nun um Migräne oder Spannungskopfschmerz handelt, um Rücken- oder Arthroseschmerzen, um Sehnenansatz-Entzündungen wie den "Tennis-Ellbogen" oder um eine schmerzhafte Schulter.

Bevor eine Serie von 6-10 Akupunkturen bei einem erfahrenen Akupunkteur nicht versucht worden ist, ist es beinahe unverantwortlich, an eine Operation zu denken. Dies gilt auch für Bandscheiben-Vorwölbungen, ja sogar für -Vorfälle bis zu einer Größe von 1 cm. Bei ausgestoßenen Bandscheiben-Vorfällen (Sequestern), die also keine oder nur noch eine Nabelschnur-ähnliche Verbindung zur Bandscheibe haben und den Nervenaustritt sichtbar beengen, sinken die Chancen, allein durch Akupunktur zum Erfolg zu kommen. Sie sind aber selbst bei solch massiven Befunden keineswegs gering.

Nur sollte bei diesen relativen Operations-Indikationen das Behandlungsziel verhältnismäßig hochgesteckt sein: In spätestens zwei Wochen sollte sich ein deutlicher Behandlungserfolg mit weitgehender Beschwerdefreiheit zeigen, ansonsten würde ich doch zur Operation raten. Vor einer geplanten Akupunktur gilt es nur, die absoluten Operations-Indikationen, wie Blasenentleerungsstörungen oder andere ausgeprägte Lähmungen, auszuschließen.

Leichte Beeinträchtigungen der Motorik, z.B. fehlender Fersen- oder Zehenspitzengang haben unter der Akupunkturbehandlung eine gute Prognose. Karpaltunnel-Syndrom und Fazialis-Lähmung sind gute Indikationen für die Akupunktur. Ich kombiniere sie allerdings immer mit einem homöopathischen Mittel. Den Nachteil, daß ich im Einzelfall nicht entscheiden kann, was nun den Hauptanteil an der Genesung trägt, nehme ich gerne hin. Ich bin in erster Linie Arzt und in erst in zweiter Linie Forscher.

Akute Nasennebenhöhlen-Entzündungen sind durch Akupunktur, unterstützt durch homöopathische Mittel, gut zu behandeln. Für die chronische würde ich die Luffa-Kur empfehlen, bei der die Akupunktur ein wichtiger Baustein ist. Das gleiche gilt für andere allergische Erkrankungen wie Asthma bronchiale und Neurodermitis.

Bei rheumatischen (autoaggressiven) Krankheitsbildern, wie Gelenkrheuma, ist die Akupunktur oft eine gute Ergänzung, vor allem wenn damit schmerzhafte Zustände behandelt werden sollen.

Selbst bei einer so schweren Erkrankung wie Multiple Sklerose kann eine regelmäßige Akupunktur eine zwei Wochen anhaltende deutliche Besserung der Stimmung, der Vitalität und der Spastik und des Bewegungsbildes erreichen, so daß die Patienten dieses Angebot gerne annehmen. Entscheidend ist nur ein klares Behandlungsziel und eine realistische Einschätzung der Erfolgschancen.

Auch hormonelle Funktionsstörungen, wie Regelstörungen und unerfüllter Kinderwunsch, sind gut durch Akupunktur zu behandeln. Der Behandlungserfolg läßt sich durch Messung der Basaltemperatur, am schlagendsten aber durch die Schwangerschaft ablesen

Akupunkturpunkte
Unsere Hautoberfläche ist mit "Reflexpunkten" ¨bersät wie der Himmel mit Sternen. Die Hochspannungs-Photographie vermittelt in der Dunkelkammer den Eindruck einer Milchstraße! Das ist ein kleiner Einblick in das "Nachrichtenwesen" unseres Wunderwerkes "Leib". In diesem stillen Feuerwerk befinden sich auch die Signale der inneren Organe an die Hautoberfläche. So sagen sie, wie es ihnen geht, und umgekehrt können sie durch diese "Reflexpunkte" beeinflußt werden.

Diese Kunst ist in China seit über 3.000 Jahren bekannt. Sie ist eingebettet in die chinesische Weltanschauung und Krankheitslehre, nach der jede Krankheit durch ein Ungleichgewicht zweier Kräfte, Yin und Yang, entsteht. 360 Akupunkturpunkte sind auf 12 paarigen und 2 mittleren Energiebahnen, oder Meridianen, aufgereiht. Ebensoviele liegen außerhalb der Meridiane und daneben gibt es noch eine Unzahl individueller Punkte, so daß wir mit 1.000 sicher nicht zu hoch greifen.

Untersuchungen am Ötztaler Gletschermenschen legen nahe, daß die Akupunktur in unserem Kulturkreis schon vor 5.000 Jahren bekannt war. Diese Überlieferung muß vor dem Beginn einer schriftlichen Tradition abgebrochen sein. Dennoch: Wir waren die ersten!

Die Wirkung der Akupunktur und die westliche Herangehensweise
Wenn die einfachsten anatomischen Gegebenheiten berücksichtigt werden, ist die Akupunktur so gut wie frei von Nebenwirkungen. Allenfalls kommen harmlose Hautreizungen an den Einstichstellen vor, die die Akupunkturwirkung nur verlängern und vertiefen. In geübten Händen hat die Akupunktur eine hohe Treffsicherheit bei allen Schmerzsyndromen, sofern sie nicht durch eine Geschwulst verursacht sind.

Akute Nebenhöhlenentzündungen mit pochenden Schmerzen werden so gut wie immer schlagartig gebessert. Auch seelische Störungen, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten sind ein sehr lohnendes Einsatzgebiet. Bei Kindern wird statt den Nadeln die Lichtpunktur verwendet. Die Punkte werden entweder mit dem Spektrum des Sonnenlichts oder mit einem weichen Laserstrahl behandelt. Das lassen die kleinen Patienten so gerne geschehen, daß sie nicht selten dabei einschlafen: das beste Zeichen, daß die Wirkung schon bei der Behandlung einsetzt!

Die Kunst liegt natürlich darin, die wichtigen Punkte in der richtigen Reihenfolge zu nadeln. Die klassisch chinesische Weise ist, durch Pulstastung und Erhebung der Krankengeschichte, die sich grundlegend von der westlichen unterscheiden, Einblick in die Rangordnung der Akupunkturpunkte zu gewinnen. Das ist eine Kunst, die wir im Westen kaum nachahmen können. Jedenfalls sind alle Versuche, Übereinstimmung zwischen zwei Therapeuten zu erzielen, fehlgeschlagen.

Darum hat der Westen eigene Zugänge zur Akupunktur entwickelt. Einer ist der, daß für bestimmte westliche Diagnosen, z.B. "Hexenschuß", bewährte Punktekombinationen zusammengestellt wurden. Das ist für den Anfänger ein ganz guter Einstieg. Er hat sein Rezept in der Hand. Mit Hilfe eines Punktsuchgerätes, das den Hautwiderstand mißt, kann er sogar eine gewisse Auswahl unter den angebotenen Punkten treffen und dadurch seine Treffsicherheit erhöhen.

Der Nogier-Reflex
Einen genialen Einstieg in die Welt der Akupunkturpunkte bietet der Nogier-Reflex (RAC), der aus der europäischen Ohr-Akupunktur stammt. Im Gegensatz zu den chinesischen Pulsen, die 12 Qualitäten unterschieden, ist der Nogier-Reflex ein Alles-oder-nichts-Signal. Kinder sind sofort Meister darin, bis sie verunsichert werden und dann erst wieder nach Jahren, wenn sie ihre Zweifel überwunden haben, zu ihrer Sicherheit zurückfinden.

Der Nogier-Reflex hat nur zwei Tücken. Er erfordert erstens Sammlung und zweitens die Überwindung oder Überlistung der eigenen Erwartung. Die Sammlung geschieht am einfachsten durch eine kurze, sekundenschnelle Meditation: ein Atemzug, die Augen zu, zur Einkehr in die eigene Mitte! Die eigene Erwartung wird am einfachsten durch den "Blindversuch" ausgeschaltet: Die Akupunkturpunkte werden mit geschlossenen Augen gesucht. Die Sammlung wird dadurch vertieft und gleichzeitig wird eine wichtige Forderung der Wissenschaft, nämlich der "Blindversuch", erfüllt: Ost und West sind gleichermaßen zufrieden!

Die so gefundenen Punkte haben es in sich. Sie brauchen nur noch "aufs Äußerste" gereizt zu werden und wir haben mit der Nadel, wie die Chinesen sagen, wirklich einen Tiger in der Hand! Sie werden weit über die Nadelwirkung hinaus durch Kombination mit der Neuraltherapie gereizt: die Haut wird durch ein Gemisch eines Lokalanästhetikums mit zytoplasmatischen Substanzen vor der Nadelung gequaddelt. Nach der Nadelung wird noch die Tiefe des Akupunkturpunktes infiltriert. Es wird dort ein Depot gesetzt, das den Punkt noch nach Tagen reizt. Vermutlich rufen Eiweißspuren eine Antigen-Antikörper-Reaktion hervor.

Wenn sich unter dem Akupunkturpunkt eine wichtige Nervenstruktur, wie ein Ganglion oder ein peripherer Nerv, befindet, dann addiert sich zur Akupunkturwirkung noch die Wirkung des Lokalanästhetikums auf das krankhaft erniedrigte Membranpotential. Diese RAC-kontrollierte Akupunktur mit Akuinjektion hat mit der Rezept-Akupunktur nur noch die Nadel gemeinsam!